Saison 2018

Wir stellten unser Angebot im Jahr 2018 unter das Motto: Weinstrassenatelier: Ein Jahrzehnt Kultur vor Ort“.

 

Nach dem Tod des Malers und der Renovierung des Hauses wurde das Weinstrassenatelier im Jahr 2008 als Galerie und Museum eröffnet. Daher blickten wir im Jahr 2018 auf ein Jahrzehnt von Kulturveranstaltungen im Haus zurück.

 

In diesem Jahr boten wir Ihnen zwei Ausstellungen, sieben Konzerte und Lesungen.

Ludwig Fellner: „101“

Ausstellung 1.4. – 3.6.2018, danach noch im Atelierraum

Der Maler Ludwig Fellner ist 1917 geborenen, sodaß er 2018 eigentlich 101 Jahre alt geworden wäre. Nach der großen Retrospektive in 2017 zeigten wir wechselnde Werke des Malers.

 

Fotoforum Neustadt: „Rost – Salonfähig“

Ausstellung vom 9.6. – 28.10.2018 (2 x verlängert!)

Erstmalig fand im Weinstrassenatelier eine umfangreiche Ausstellung von Fotografien statt.

 

Die vom Weinstraßenatelier gemeinsam mit dem Fotoforum Neustadt – einem Zusammenschluss ambitionierter in Neustadt und Umgebung ansässiger Fotografen – konzipierte Ausstellung widmete sich dem Rost und einem damit einhergehenden Zerfalls- und Korrosionsprozess. Rost ist ein Zeuge der Vergänglichkeit. Hier wird er aber als  „schöner Rost“ salonfähig und museumstauglich.


Der Bogen der Rost-Objekte spannte sich von großen Industrieanlagen bis zu klitzekleinen Alltagsgegenständen. Gezeigt wurden zudem stimmige Bilder wie von Künstlerhand gemalt, abstrakte, filigrane  Kunstwerke, die der Rost geschaffen hat. Die Fotografen haben diese Werke entdeckt und in Szene gesetzt. Die Fotografien wirkten z.T. surreal, wie Zeugen gelebter und bewältigter Zeit.

 

Es war eine Ausstellung zum Entdecken und zum Freuen. Der Rost verschaffte den Gegenständen „ein zweites Leben“ als Kunstobjekt. Vergänglichkeit war spürbar, aber positiv und mit nostalgischen Gefühlen besetzt.

 

Copyright by Michael Metzger, 2017

 

Copyright by Bernd Menck, 2018

 

Wir zeigten im Eingangsraum  „Industrieanlagen“ und das Ursprungsgesicht des Rostes, der gigantische industrielle Großanlagen entwertet und diese nach ihrer Stilllegung zersetzt. Der moderne Mensch erhebt alte Zechen, Kokereien und Stahlwerke zu Industriedenkmalen und bietet dem Rost ein neues „Kunstleben“.


Im zweiten und dritten Ausstellungsraum (Wohnzimmer und Empore) zeigten wir Dinge, die wie von Künstlerhand geschaffen wirken. Der „Rost als Maler“ schafft abstrakte Kunst in den Stilrichtungen informel und geometrisch. Die „Materialität“ des Rostes, die porösen Strukturen und Farbvariationen bilden abstrakte Kompositionen. Stimmige Bilder wie von Künstlerhand gemalt zeigen wie filigran und facettenreich die von Zufall und Oxidation entstandenen Effekte zur Kunst werden können. Man muss sie nur entdecken, perfekt fotografieren und in Szene setzen.


Im dritten Raum fanden Sie „Pop Art“ und Motive der Alltagskultur. Trivales ist hier weniger glamourös als  verbraucht und ausgesondert. Die gezeigten Gegenstände erhalten neue Würde und werden zu Kunst erklärt. Was ist Kunst? Was ist Realität?


Im vierten Raum (Treppenhaus) präsentierten wir mit „Miniaturen“ kleine Alltagsgegenstände. Ausgediente, verlassene Einzelteile, erzählen jedem, der sie hören will, ihre individuellen Geschichten, Reflexionen auf die Vergangenheit.

 

 

Warum dieses Thema?  Rost ist ein authentischer Zeuge der Vergänglichkeit. Er hinterlässt seine Signatur auf  Oberflächen und kann – wie wir sehen -  in uns Betrachtern nostalgische, fast melancholische Gefühle erwecken. Prosaischen Gegenständen des täglichen Gebrauchs verschafft der Rost poetischen Charme. Die hier durch die Fotografen ausgewählten Rost-Objekte bekommen ein zweites Leben. Die Fotografien wirken surreal, wie Zeugen der gelebten und bewältigten Zeit. Wer sich auf diese Wahrnehmung des Rostes einlässt, wird merken, dass vieles was aktuell entsteht, vielleicht schon von Gestern ist. Rost ist aus dem Kulturleben nicht mehr weg zu denken.

 

Artikel im Pfalz-Express

 

Informationen Fotoforum / Fotografen
Tafel Die Fotografen.pdf
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Konzerte 2018
Konzerte 2018.pdf
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„Mein Überleben in Gefangenschaft“

Lesung am 8.9. 2018 aus dem Tagebuch Ludwig Fellners, 1944-1946

Am 8.6.1944 geriet Ludwig Fellner als Flak-Soldat in Italien in Kriegsgefangenschaft. Es begann eine lange und frustrierende Zeit in verschiedenen Lagern, zunächst in Italien, dann in Ägypten. Zahlreiche Skizzen und Aquarelle über das Lagerleben stellen den Beginn einer intensiven Schaffensperiode dar. Die Malerei half dem jungen Fellner die schwierigen Umstände in englischer Kriegsgefangenschaft, die Ungewissheit über die Dauer der Gefangenschaft und den fehlenden Kontakt mit der Heimat zu bewältigen. In den Lagern in Ägypten fand Ludwig Fellner letztlich zu seiner Berufung als Maler.

 

 

Als das Rote Kreuz den Gefangenen ein Tagebuch zur Verfügung stellte, begann Fellner sein „Skizzenbuch in Gefangenschaft“ zu fertigen. Die Geschichte des „P.O.W. (prisoner of war) in Ägypten“ ist ein Zeitdokument und es beschreibt auf anrührende Art und Weise die Situation und den Seelenzustand in der Ausnahmesituation im Lager. Es wäre kein Text von Ludwig Fellner, wenn nicht auch heitere Dinge geschehen würden. Sie zeigen Gutes auch unter scheinbar ausweglosen Gegebenheiten.
 

Für die Lesung konnten wir Georg Sebastian gewinnen.


Der 1958 in Ludwigshafen geborene, in Deidesheim aufgewachsene und in Neustadt-Haardt lebende Jurist ist als Dozent an der Hochschule für Finanzen in Edenkoben tätig.

 

Bereits seit 1999 war Sebastian daneben als Schauspieler in verschiedenen Stücken des "Schöntaler Märchentheaters“ im Einsatz. Ca. 2005 war er einer der Mitbegründer der Theatergruppe „Total Besteuert“.

 

Diese Schauspielgruppe von Sebastian und seinen Kollegen der Hochschule für Finanzen zeigt in diesem Jahr bereits ihre 6. Produktion. Ein humoriges englisches Kriminalstück wird im November in Edenkoben im Kurpfalzsaal und dann im Januar 2019 in Saarbrücken gezeigt.


Es eine ganz besondere Lesung mit Georg Sebastian im Weinstraßenatelier mit den dazugehörigen Skizzen und Aquarelle von Ludwig Fellner aus dem Tagebuch.

 

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© Ulrike Fellner